Monteverde & Santa Elena / Costa Rica – Mein Highlight!
Zugegeben: Gelegentlich habe ich bei der Vorbereitung gezweifelt, ob sich der in drei Etappen aufgeteilt lange Weg von der Karibik-Küste nach Monteverde wirklich lohnen würde. Auch deswegen, weil es zum Teil sehr widersprüchliche Kritiken im Web zu finden gibt, ob sich ein Besuch dort lohnt. Gut, dass ich die negativen Stimmen alle überlesen habe und meinem persönlichen Gefühl gefolgt bin. Auch ich will endlich auf den langen Hängebrücken durch die Baumwipfel des berühmtesten Nebelwalds der Welt spazieren!
Bei der Wahl unserer Unterkunft hatten wir einen Sechser im Lotto getroffen. Nach 17 Kilometern Schotterpiste und mehreren Irrfahrten erreichen wir unser Ziel: unser kleines Forrest Hideaway, eine unglaublich liebevoll eingerichtete Holzhütte mit Panoramafenstern zu allen Seiten direkt in den Wald. Beim Aufwachen und morgendlichen Stillen kann ich bereits einen Tukan bewundern und viele weitere tolle Vögel. Banana Bread, frisch gepresster Saft, Kaffee und eine volle Obstschale warten zudem auf uns und viel Spielzeug für Momme. Unsere Gastgeber nehmen uns wie Mitglieder ihrer Familie auf und wir fühlen uns sofort wieder zuhause.
Unsere Hütte wird der Ausgangspunkt für eine Reihe von Ausflügen, die ausnahmslos außergewöhnliche Erfahrungen bieten. Glücklicherweise sind wir fast überall mehr oder weniger allein. Um diese Jahreszeit verirren sich eher wenige Touristen in die nur mit einem Allradfahrzeug zu erreichende Bergregion.
Nach unserem üblichen ersten Tag zur Orientierung, den wir mit Einkaufen, kleinen Spaziergängen und Faulenzen verbringen, starten wir direkt mit meinem persönlichen Highlight der Reise: dem Besuch des Hanging Bridges Park Selvatura. Acht bis zu 120m hohe und 100m lange Hängebrücken führen den Besucher durch die Baumwipfel des Nebelwalds. Der drei Kilometer lange Pfad ist am Tag unseres Besuchs in graue Nebelschwaden gehüllt und berieselt uns mit Miniregentropfen. Das Baby kommt unter den Schirm, der Rest der Familie ist froh, regendichte Kleidung dabeizuhaben.
„Momme darf sogar ein paar frisch geschlüpfte Schmetterlinge freilassen!“
Wir sehen zwar kaum Tiere, denn auf einen Guide haben wir nach der schlechten Erfahrung in Sarapiqui verzichtet, das Erlebnis ist dennoch unglaublich. Dicke Nebelschwaden ziehen durch den Park und tauchen alles in eine unwirkliche Märchenwelt, in der Baumriesen voller Orchideen wie Fabelwesen in den Himmel ragen. Auch Momme ist begeistert. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten, die wir mit Geschichten erzählen überwinden, meistert er die Strecke mühelos. Das könnte aber auch an seinem neuen Plan liegen. Er hat nämlich beschlossen, dass jede von ihm bewältigte Wanderung mit einer Kleinigkeit im unvermeidlichen Shop, den es in jedem Park gibt, belohnt werden muss… Wir haben inzwischen daher eine stattliche Sammlung von kleinen Stofftieren, aber wenigstens landestypisch: darunter Papageien, Kolibris, Affen und Faultiere.
Im Schmetterlingsgarten
Nachmittags geht’s dann noch in einen zauberhaften Monteverde Butterfly Garden, der mitten in einem kleinen Wald angelegt ist. Neben den massenhaft vorhandenen wunderschönen Faltern bewundern wir dort noch eine Kolonie Blattschneideameisen. Auch Weißschulterkapuziner, Skorpione und eine erschreckend große Meute Wanderameisen lassen sich blicken. Die Ameisen fallen just zum Zeitpunkt unseres Besuchs über den kleinen Garten und das Gebäude her, um danach genauso schnell wieder zu verschwinden, wie sie gekommen sind. Dabei hinterlassen sie insektentechnisch eine ziemliche Leere: Alles, was sich ihnen in den Weg stellt, wird gefressen, wenn es nicht schnell genug flieht. Uns führt der kanadische Inhaber persönlich herum, dem es sichtlich Spaß macht, Momme alles zu zeigen und zu erklären. Ein Biologe aus Leidenschaft! Momme darf sogar ein paar frisch geschlüpfte Schmetterlinge freilassen!
Wenn unser Programm fast immer extrem kinderfreundlich gestaltet ist, so liegt das natürlich daran, dass das Gegenteil kein Spaß für die Eltern ist. Aber der Papa wünscht sich schon seit Beginn der Reise die Besichtigung einer Kaffeeplantage. Und außerdem sind wir in Costa Rica zu richtigen Kaffee-Junkies geworden. Auf Empfehlung unserer Gastgeberin landen wir bei einem eher alternativen Projekt (Tree Monteverde) und haben mal wieder ein der Nebensaison geschuldetes großes Glück. Wir bekommen eine Privattour und das sogar zum ermäßigten Preis.
Ganze drei Stunden plaudern wir mit unserem Guide über den Kaffeeanbau, schauen uns die Plantage an und lassen uns alles erklären. Ganz nebenbei beschäftigt der Guide Momme. Er versorgt ihn mit Malutensilien, zeigt ihm Tiere und lässt ihn alles auch anfassen und ausprobieren. Die Bilanz nach drei Stunden fällt sehr positiv aus. So kinderunfreundlich war unser Programm heute gar nicht! Und zuhause will Momme auch gleich eine Kaffeepflanze mit Kaffeebohnen malen.
Monteverde Nebelwald
Am letzten Tag fahren wir in das eigentliche Monteverde Nebelwald Reservat. Dabei durchqueren wir das kleine Bergdorf Santa Elena, das nur aus Hotels, Reisebüros und Restaurants zu bestehen scheint. Es sieht ein wenig wie ein Außenposten irgendwo im Himalaya aus. Wir sind gute fünf Minuten auf einer extrem schlechten Straße unterwegs, bis wir beim Reservat angelangen. Nur 300 Besucher werden täglich in das Reservat eingelassen, derzeit wird diese Zahl ohnehin nicht erreicht. Wir spazieren durch die unterschiedlichen Zonen des Nebelwalds, bis zu einem Aussichtspunkt direkt an der kontinentalen Wetterscheide. Es geht teilweise ganz schön bergauf! Außer uns ist heute niemand dort, weil dort alles in dicke Nebelwolken getaucht ist. Die ziehen in einem Affenzahn über die Bergkuppe. Ein tolles Schauspiel.
Auf dem Rückweg passieren wir noch mal eine Hängebrücke und sehen ein Aguti. Diverse Tausendfüßler queren zudem unseren Weg, fast immer entdeckt von Momme. Dessen Augen sind dem Erdboden halt näher als unsere. Auf dem Rückweg statten wir dem Schmetterlingsgarten noch mal einen kurzen Besuch ab, in den wir diesmal kostenlos eingelassen werden, Zitat: „We charge only once a week!“
Am Abend sind wir eigentlich müde und kaputt, aber was wäre ein Besuch in Monteverde ohne eine Nachtwanderung? Die großen organisierten Touren sind für uns nichts, sie dauern zu lange und die Gruppen sind zu groß. Zum Glück ist aber unser Gastgeber selbst Guide und bietet uns eine kurze, einstündige Führung direkt bei unserer Hütte an. Auch überredet er mich, mit Tomke mitzukommen. Was für ein Glück! Wir sehen gleich vier Faultiere, ein Olingo und ein Kinkerjou. Momme hält die Tour zum Teil nur auf Papas Schultern durch. Aber kurz vor Schluss gibt es noch ein Highlight, als er schon halb auf dem Schaukelstuhl auf der Veranda eingeschlafen ist. Gleich zwei Eulen (Sprenkelkauz) lassen sich blicken, wo Momme doch schon immer einmal eine Eule sehen wollte. Gleich ist er wieder hellwach und kann sich gar nicht satt sehen an den wunderschönen Tieren.
Auf Wiedersehen, Monteverde
Der Abschied am nächsten Tag fällt sehr schwer, nicht nur uns, auch unseren Gastgebern, die wohl Momme und Tomke auch ein wenig ins Herz geschlossen haben. Wir wissen, dass sich diese Reiseetappe sowohl von der Herzlichkeit der Gastgeber als auch von den Wundern der Natur kaum toppen lässt. Daher sind wir natürlich ein wenig traurig, nicht noch ein paar Tage mehr eingeplant zu haben. Aber man kann eben nicht alles vorher exakt vorhersehen. Und in Monteverde hatte ich sogar schon mehr Zeit eingeplant, als mir sogar die Gastgeberin vorab per Mail geraten hatte. Sollten wir einmal auswandern nach Costa Rica, fällt unsere Wahl definitiv auf Santa Elena!
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Liebe Frauke,
Monteverde fand ich auch total klasse – schon allein das Klima, aber auch die Vielfalt an Aktivitäten, die man dort mit Kindern geboten bekommt. Danke für deinen schönen Bericht! Eure Unterkunft war aber wohl der Oberhammer! Wie habt ihr die denn gefunden? Wenn nochmal Monteverde, dann dort. Das sieht ja einfach traumhaft aus!
Liebe Grüße
Angela
Hallo Angela. Ja, das war sie. Es war das Monteverde Forest Hideaway in Santa Elena, die Hosts heißen Beth und Manolo. Gefunden haben wir es über AirBnB, wie eigentlich alle unsere tollen privaten Unterkünfte.